Wer taucht, spürt es schnell: Der Körper reagiert sofort. Schon beim Eintauchen beginnt ein komplexes Spiel mit Druck, Temperatur und Physiologie. „Das Blut wird Richtung Brustraum gedrückt, der Druck im Herzen steigt – und der Körper sagt: ‚Druck zu hoch – bitte regulieren‘“, erklärt Frank Hartig, Leitender Oberarzt der MZA-Notaufnahme und Tauchmediziner. Die Folge: Harndrang. Mit Leihanzug im Urlaub das geringere Problem.
Mitarbeiter:innen der tirol kliniken haben ihre Berg- und Tauchfotos eingeschickt.
Die Tauchabenteuer und Gipfeltouren haben wir in der "KLIMA"-Ausgabe abgedruckt.
Alle Mitarbeiter:innen-Fotos in der aktuellen HOCH³.
Doch Kälte und Druck wirken nicht nur auf Blase und Kreislauf.
Unter Wasser ziehen sich die Hautgefäße zusammen, der Blutdruck steigt – im Eiswasser besonders extrem. Und Wasser leitet besser als Luft, was den Körper schneller Wärme verlieren lässt. Auch im Roten Meer bei 27 Grad droht ohne passenden Anzug Auskühlung und damit das Risiko für Dekompressionsunfälle.
Umgekehrt droht in den Bergen schnell Überhitzung. „In der Höhe ist es zwar kühler, aber die Hitze kommt oft von innen“, sagt Wolfgang Schobersberger, Leiter des ISAG (Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus). Bei der Trailrunning-WM 2023 in Tirol hat er mit seinem Team zu diesem Thema geforscht. Das Ergebnis: Vor allem bei kurzen, intensiven Läufen kam es zu Hitzschlägen mit Körperkerntemperaturen über 41 Grad. „Die betroffenen Athletinnen und Athleten trinken ausreichend – und trotzdem überhitzen sie. Da hilft nur sofortige Kühlung.“ Eiswannen direkt im Zielbereich wurden zur Notfallmaßnahme.
Die Lösung? Anpassung – körperlich und organisatorisch. Spitzensportler:innen trainieren in Höhenlagern oder schlafen in Hypoxie-Zelten, um sich an den geringeren Sauerstoff zu gewöhnen. „Der Körper kompensiert mit der vermehrten Bildung roter Blutkörperchen, der Stoffwechsel passt sich an – das ist planbar“, erklärt Schobersberger. Auch auf Sportbewerbe in heißen Regionen kann man sich vorbereiten. Was aber meistens fehlt, ist der größere Rahmen:
„Wir brauchen systematische Hitzepräventionskonzepte – auch für Veranstaltungen in unseren Breiten“,
fordert er. Das Klima ändert sich und wir müssen vorsorgen. Auch beim Tauchen ist Planung alles. „Ein sehr tiefer Tauchgang im Gardasee und gleich danach mit dem Auto über den Brenner nach Hause. Im Extremfall kann sogar dieser Höhenunterschied ausreichen, um Probleme zu bereiten“, warnt Hartig. Der durch den Tauchgang im Blut gebundene Stickstoff wird durch den sinkenden Außendruck zu schnell wieder freigesetzt. Gelenksschmerzen oder Schwindel können die Folge sein. Fazit: Ob Tiefe oder Höhe, Wärme oder Kälte – unser Körper reagiert sensibel auf Veränderung, und er braucht Zeit, Schutz und Vorbereitung. Wer ihm diese lässt, bleibt leistungsfähig – und kann die Natur erleben, ohne seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen.